Für manche ist der PPE-Studiengang ein Mysterium. Und im Gegensatz zu anderen Studiengängen kennt man selten einen Bekannten oder ein Familienmitglied, das von Erfahrungen berichten kann. Daher hier ein kleines FAQ mit tatsächlichen Erfahrungen eines PPE-Studenten an der HHU!
Warum hast du dich für PPE entschieden?
„Vor meinem PPE-Studium stand ich vor der Frage, was ich gerne studieren würde. Die einzelnen Teilbereiche haben mich so schon interessiert, weil ich in Diskussionen mit Freund:innen, der Familie oder online gemerkt habe, dass mir das fundierte Wissen hinter den Argumenten fehlt. Zu dem Zeitpunkt wäre es aber auch noch möglich gewesen, dass ich mich bspw. Für das Jurastudium oder eines der drei Fächer im Einzelfach-Bachelor entschieden habe. Was dann letztlich den Auslöser gegeben hat, war dass mir die interdisziplinäre Herangehensweise von PPE gefällt. Man beginnt Probleme nicht nur aus einem Blickwinkel zu betrachten, sondern zieht mindestens drei Dimensionen ein, wenn man vor komplexen Entscheidungen steht. Die jahrzehntelange Existenz dieser Fächerkombi im angelsächsischen Raum hat mich dann dazu bestärkt, dass diese interdisziplinäre Herangehensweise die Fragen nicht unlösbar komplex macht, sondern zu Antworten führt, die echte Probleme lösen können.“
Hast du das Gefühl, dass dich die Inhalte im Alltag weiterbringen?
„Definitiv. Man beginnt über die gesellschaftlichen Fragen und öffentlichen Diskussionen ganz anders nachzudenken. Man begreift auch eigene diskursive Grenzen ganz anders. Aber das ist in Ordnung. Denn was das Studium auszeichnet, ist nicht die inhaltliche Tiefe in einzelnen Spezialgebieten, sondern die generalistische Art, verschiedene Ebenen und Aspekte von Diskussionen zu betrachten. Dazu lernt man bei PPE wertvolle Methodenkompetenzen wie logisches Argumentieren, wissenschaftliches Arbeiten und jede Menge Selbstorganisation und – Strukturierung, was dazu führt, dass man sich bei alltäglichen Diskussionen am Küchentisch oder hitzigen Auseinandersetzungen online oder in Talkshows immer wieder auf die Studieninhalte zurückbesinnen kann, Argumente prüfen und diese dann vorbringen kann.“
Wie würdest du den Umgang und die Atmosphäre unter Kommiliton*innen beschreiben?
„Das schöne an PPE an der HHU ist, dass es ein extrem kleiner Studiengang ist. Man kennt sich. Und es bilden sich Freundschaften. Während viele andere Studiengänge durch die große Konkurrenz und immens große Studierendenzahlen geprägt sind, die verhindern, dass man seine Kommiliton:innen kennt und sich eher kleine Cliquen bilden, gehen PPEler oft zusammen in die Mensa, verabreden sich zum gemeinsamen Lernen, treffen sich außerhalb der Uni zum Feiern und bilden so eine große Gemeinschaft an Gleichgesinnten. Was jetzt pathetisch klingen mag, ist in der Realität aber tatsächlich so: für mich war es eine Erleuchtung auf so viele liebe Nerds zu treffen, die sich für die gleichen Themen interessieren und so leidenschaftlich diskutieren.“
Wie sieht der Alltag eines typischen PPE-Studenten so aus?
„Gerade in den ersten Semestern ist der Stundenplan meistens ordentlich vollgepackt, weswegen man relativ oft in der Uni sein muss. Egal ob der Tag um 08:30 Uhr mit dem ersten Seminar startet oder man nur Abends für eine Vorlesung noch an die Uni muss, kann man sich sicher sein, dass man die Veranstaltungen zusammen mit anderen PPEler:innen haben wird. Ansonsten ähnelt der Alltag wahrscheinlich dem der meisten Studierenden: an drei bis fünf Tagen die Woche hat man Lehrveranstaltungen, dann geht man in den Pausen, wenn man auf dem Campus ist, zusammen in die Mensa, trifft sich in Lerngruppen oder bearbeitet Aufgaben zum Erwerb eines Beteiligungsnachweises in der Bib (Studierende fühlen sich wahnsinnig cool, wenn sie Uni-typische Abkürzungen verwenden). Viele PPEler:innen haben dann zusätzlich zum Studium einen Job an der Uni oder eine Stelle als Aushilfskraft außerhalb der Uni. Bis zu 20 Stunden Arbeit sind während desStudiums pro Woche erlaubt, daher legen sich das viele so, dass sie ein bis zwei Tage die Woche oder Abends noch arbeiten gehen. An den Wochenenden geht man oft zusammen was trinken, feiern oder verbringt einfach Zeit beieinander – solange nicht gerade Klausurenphase am Ende des Semesters ist und alle sich auf die anstehenden Prüfungen vorbereiten.“
Denkst du, dass dir der PPE-Bachelor genug Zukunftsperspektiven bietet?
„Die subjektive Antwort ist hier: ja. Die Erfahrung seit den 1920er Jahren im Vereinigten Königreich zeigen, dass PPEler:innen sehr gefragte Köpfe in Politik, Verwaltungen, NGOs, Verbänden und im Journalismus sind. Viele Absolvent:innen von PPE legen atemberaubende Karrieren in verschiedensten Bereichen vor. Ob die Situation für uns dieselbe sein wird, wird sich zeigen müssen. Der Studiengang ist noch zu jung, um das belastbar sagen zu können. Gerade in Politik und Verwaltungen setzt man oft noch auf Jurist:innen, aber diese Denke bricht so langsam auf. Und in Zeiten, in denen eine interdisziplinäre und multimodale Herangehensweise an Probleme zunehmend an Bedeutung gewinnt, stellen Absolvent:innen von PPE mit ihrem überdurchschnittlich breit gestreuten Wissen und ihrer guten Methodenkenntnis optimale Kandidat:innen dar, um die Stellen besetzen zu können, die diese Probleme lösen sollen.“
Ist der Lernaufwand in Ordnung oder fühlst du dich oft überfordert?
„Ehrlich gesagt: Gerade zu Beginn ist das Studium härter als anfangs erwartet. Wirtschaft ist für die Meisten wesentlich schwieriger als vorgestellt und die Umstellung auf eigenverantwortliche Lernweisen und selbst strukturierte Organisation ist für viele Studierende gerade zu Beginn eine Herausforderung. Das Gute ist: man ist dabei nicht allein. Und hier kommt die Stärke von PPE zum Tragen, dass sich alle gegenseitig unterstützen und sich gegenseitig helfen. Seien es Lerngruppen, geteilte Skripte, Altklausuren oder die Antworten für diesen einen Test, für den man noch fünf Minuten bis zur Abgabefrist hat, man steckt da zusammen drin und hilft sich gerne gegenseitig. Und sobald man den Bogen einmal raus hat und sich aus der Lern- und Denkweise gelöst hat, die einem bspw. in Schulen vorher vermittelt wurde, kommt man mit dem Lernaufwand gut zurecht. Die Uni bietet dazu auch eine Vielzahl an Hilfs- und Unterstützungsangeboten an, um Studierenden dazu zu verhelfen, ihr Studium optimal zu meistern.“